Es war eine Initiative der Bevölkerung von Sauerfeld mit besonderem Einsatz des Försters Josef Krimbacher und des Lehrers Anton Guggenberger, dass es zum Bau der Filialkirche im Dorf gekommen ist. 1913 und 1914 erfolgte der Bau nach Plänen des Diözesanarchitekten Karl Pirich. Als am 28.7.1914 mit der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien der 1. Weltkrieg ausbrach, war der Bau fertig gestellt und schuldenfrei. Es ist erzählt worden, dass auch die Kinder am Bau beteiligt waren: In der Turnstunde sollen die SchülerInnen große Bachsteine aus dem Preberbach geholt haben, die als Baumaterial dienten.
Aus unbekannten Gründen - die Aufregung um den Kriegsausbruch wird wohl auch ihre Rolle gespielt haben - ist erst am 24. Jänner 1915 eine feierliche Grundsteinlegung erfolgt. Am Fest des Johannes des Täufers, dem 24. Juni 1915, weihte Dechant Johann Gruber die Kirche feierlich ein. Eine feierliche Kirchweihe mit Erzbischof gab es erst im November 1984 zum Abschluss der Generalsanierung unter der Anleitung des damaligen Kooperators von Tamsweg, Peter Unkelbach.
Laut mündlicher Überlieferung (Diese Notiz findet sich in einem Inventar der Pfarre Tamsweg) kam der Vorschlag, die Kirche der Hl. Familie zu weihen, vom damaligen Dorferbauern in Burgstall. Die Verehrung der Hl. Familie ist zeitgleich mit der fortschreitenden Industrialisierung in der Weltkirche immer populärer geworden: Die vertrauten Großfamilien, die zugleich Lebens- und Arbeitsgemeinschaften waren, lösten sich vor allem in den Städten und im Umfeld der Fabriken auf. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert kam auch die Idee auf, die Familie überhaupt durch genossenschaftliche Lebensformen zu ersetzen. Dagegen setzte die Kirche das Idealbild einer Kleinfamilie, das man in der Hl. Familie mit Maria und dem Jesuskind, sowie dem „Nährvater“ Josef vorbildlich verwirklicht fand. Erst 1921 wurde das Fest der Hl. Familie für die ganze röm.-kath. Kirche eingeführt. Dem Patrozinium entsprechend ist der Hochaltar der Hl. Familie geweiht, die Seitenaltäre der Hl. Anna und dem Hl. Antonius.
Erstaunlicherweise gelang es den Sauerfeldern noch im Jahr 1915, zwei Glocken anzuschaffen, die zum Gottesdienst uns Gebet rufen konnten. Diese mussten allerdings schon im Sommer 1917 wieder abgeliefert werden, um als Kriegsmaterial zu dienen. Erst 1922 konnte Dechant Gruber in seinem letzten Lebensjahr wieder eine Glocke weihen, eine Stahlglocke der Firma Böhler in Kapfenberg. Von der Ablieferung der Glocken im 2. Weltkrieg muss die Glocke von Sauerfeld verschont geblieben sein, sie wird in entsprechenden Listen nicht erwähnt. Die Überlieferung besagt, dass die Glocke von der Bevölkerung erfolgreich versteckt worden war. Die Glocke ruft also schon seit mehr als 90 Jahren die Sauerfelder zu Gebet und Gottesdienst. 2014, zum hundertjährigen Jubiläum der Kirche, leistete sich die Bevölkerung von Sauerfeld ein neues Geläut für die Kirche, das im Kloster Maria Laach nahe Koblenz gegossen wurde. Die Glocken sind nun auf g‘‘ (Hl. Familie, 87 kg, d: 511 mm), b‘‘ (Hl. Jakobus, 62 kg, d: 451 mm) und c‘‘‘ (Hl. Florian, 43 kg, d: 401 mm) gestimmt. Die Glockenzier der großen Glocke wurde von Barbara Prodinger (geb. 2004) vom Patzingerbauern in Traning geschaffen: Ein Bild der um den Tisch versammelten Familie.
Markus Danner
Quellen:
Heitzmann, Klaus, Anton und Josefine, Tamsweg. Die Geschichte eines Marktes und seiner Landgemeinden, Tamsweg 2008.
Pfarrchronik Tamsweg, Bd. 1.
Archivmaterial der Pfarre Tamsweg.
Bilder: Maria Fuchsberger und Franz Rainer, beide Tamsweg