Immer wieder werde ich als Regens gefragt, wie wird man denn und warum wird man heute Priester, was bewegt einen (jungen) Mann, Priester zu werden. Es stellt sich die Frage nach der ganz persönlichen Berufung, die durch die Kirche, besonders durch die dafür Verantwortlichen, geprüft und geläutert wird.
Die Priester „fallen nicht fertig vom Himmel herunter“, sie unterziehen sich einer langen und intensiven Ausbildungszeit. Das Wort „Hier bin ich“ eines Weihekandidaten, sein „Ich bin bereit“ zur ungeteilten Nachfolge und Hingabe als Priester ist ein starkes und kräftiges Zeichen gerade auch in unserer Zeit, in der es vielen schwer fallen mag, sich zu entscheiden, sich zu binden.
Zuständig für die Ausbildung der Priester ist das jeweilige Priesterseminar einer Diözese, in unserer Erzdiözese konkret das Priesterseminar in der Stadt Salzburg am Makartplatz, das Gebäude links und rechts von der das Stadtbild prägenden Dreifaltigkeitskirche. Das Priesterseminar der Erzdiözese Salzburg. Seit 1699, also seit mehr als 300 Jahren, sind die Seminaristen, die künftigen Priester, hier für ihre Ausbildung untergebracht. Der Weg beginnt mit einem Einführungsjahr - Propädeutikum genannt - im Priesterseminar in Linz in Oberösterreich, an dem in der Regel alle neu eintretenden Seminaristen Österreichs teilnehmen. Nach diesem Jahr (dazu gehört auch ein Sozialpraktikum und ein Aufenthalt/Bibelschule im Heiligen Land) erfolgt nach entsprechender Abklärung die weitere Ausbildung im jeweiligen Seminar.
Mindestens dauert die Ausbildung eines Seminaristen einschließlich Propädeutikum und Pfarrpraktikumsjahr vier Jahre (wenn jemand schon Theologie ganz oder teilweise studiert hat), in der Regel dauert die Ausbildung sechs bis sieben Jahre. Das letzte Jahr vor der Priesterweihe verbringt der Seminarist in einer Praktikumspfarre, um viele praktische Erfahrungen im seelsorglichen Dienst zu sammeln.
• Menschliche Bildung
Diese bildet das Fundament der gesamten Priesterausbildung und spielt in den Dokumenten zur Priesterausbildung eine grundlegende Rolle. Woher komme ich? Wo sind meine Wurzeln? Kindheit und Jugend, Familie und Gemeinschaften, in denen ich verankert bin, sind prägend und entscheidend.
• Spirituelle Formung
Dieser zweite Punkt meint die entsprechende Entfaltung des geistlichen Lebens, der Berufung, die zunächst grundgelegt ist in der allgemeinen Berufung zur Zugehörigkeit zum Volk Gottes. Taufe, Eucharistie und Firmung gliedern ein in das Gottesvolk. Auf dieser Berufung baut die besondere Berufung zum Dienst und Leben als Priester auf. Vor allem braucht der künftige Geistliche die Entfaltung und Reifung hin zu einer lebendigen und tragfähigen Christusbeziehung.
• Wissenschaftliche Ausbildung
Wissenschaftliche Ausbildung als dritte Säule: das Mühen um Glaubenseinsicht. Es geht um ein intensives Einlassen auf das Studium, die wissenschaftliche Ausbildung. Glaube und Vernunft sind kein Widerspruch, vielmehr bedingen sie einander. Das gründliche Theologiestudium ist unverzichtbarer Bestandteil der priesterlichen Ausbildung.
• Pastorale & seelsorgliche Ausbildung
Das Leitbild für den priesterlichen Dienst wird am besten im Bild vom guten Hirten zum Ausdruck gebracht. Die Ausbildung hat ein klares Ziel, nämlich gerüstet zu sein für den seelsorglichen Dienst als Priester. Angestrebt wird so viel Praxis als möglich schon während des Studiums.
Getragen wissen wir uns als Seminargemeinschaft vom Gebet der Pfarrgemeinden und geistlichen Gemeinschaften sowie vieler einzelner Beter und Beterinnen, denen gute Priesterberufungen ein Herzensanliegen sind.
Mag. Tobias Giglmayr,
Regens