Filialkirche zum hl. Jakobus d. Ä. in Gois

Historischer Hintergrund

Auch der Name Gois, der vom lateinischen „Collis" (= Hügel) herrührt, ist ein deutlicher Hinweis auf die lange andauernde romanische Besiedlung der Gegend und zugleich auf die geographische Besonderheit der Örtlich¬keit, die markante Erhebung inmitten des Walserfeldes. Sie wurde, wie früher noch vorhandene Baureste auf der Kuppe vermuten lassen, zu strategischen Zwecken genützt (Wachtturm bzw. Burg).

Das Jakobus-Heiligtum ist wohl als Eigenkirche der „Herren von Gois" entstanden, eines Rittergeschlechts, das zwischen dem 12. und dem 14. Jahrhundert Erwähnung findet. Das Gotteshaus wird 1242 erstmals ur¬kundlich genannt, ist aber in seinen Ursprüngen sicher älter.

In der Neuzeit war das Kirchlein immer Ziel von Wallfahrten, wobei auch die hll. Thomas und Stephanus sowie später der Viehpatron Leonhard hoch verehrt wurden. Mit der Renaissance der Jakobswege, die ganz Europa durchziehen, ist auch das idyllische Gotteshaus von Gois mehr ins überre¬gionale Interesse gerückt und wird von Gruppen, mehr aber noch von Einzelpilgern gern besucht.


Baugeschichte

Ältester Teil der Kirche — nämlich mit romanischen Mauern — ist das Langhaus. Im Dachraum ist noch zu erkennen, dass die Wände bis zur abschließenden Flachdecke verputzt waren. In spätgotischer Zeit wurde dieser Bauteil gewölbt, zuerst aber war der Chor angefügt worden. Der 1465 gewährte Ablass könnte mit entsprechenden Bauarbeiten in Verbin¬dung stehen.

Geringfügig jünger (wohl um 1500) scheint der mächtige Westturm mit Dreiecksgiebeln und Spitzhelm zu sein. Wie der rundum laufende Sockel beweist, stand er ursprünglich frei. Er sollte wohl einen größeren Langhaus¬bau vorbereiten, der jedoch nie zur Ausführung gelangte. Erst nachträglich (wohl im 16. Jahr¬hundert) band man den Turm mittels eines kurzen Zwischen¬joches an das Langhaus an.

Die schlichte Sakristei an der Südseite wurde 1779 in die jetzige Gestalt gebracht.


Baugestalt

Der Außenbau ist nur durch barockisierte Fenster gegliedert. Beachtung verdient das rundbogige verstäbte Westportal. Ein großes Vordach schützt den Zugang zum einfachen Südportal, über dem ein großes Fresko aus der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts mit der Todesangst Jesu auf dem Ölberg angebracht ist. Sie ruft uns eine wichtige Funktion des Gotteshauses in Erinnerung: Hier sollen wir mit Jesus wachen und beten und so den Willen des Vater erkennen, hier werden wir aber auch gestärkt (vgl. Lk 22,40-43). Ein moderner Wandbrunnen (von Steinmetzmeister BERNHARD HASENÖHRL, Gois, 2002) spendet Labung für die Wanderer; am Beckenrand sind wichtige Szenen aus dem Erlösungswerk Jesu dargestellt, so der Einzug in Jerusalem, das Letzte Abendmahl, die Kreuzigung und das von den drei Frauen besuchte leere Grab am Ostermorgen.

Innen gliedert sich das Langhaus in das kaum in Erscheinung tretende kurze Verbindungsjoch mit Kreuzgratgewölbe im Westen und anschlie­ßend zwei weite Jochschritte; ihre gedrückten vierteiligen Rautensternge- wölbe ruhen auf mächtigen Runddiens­ten.

Ein einfacher Triumphbogen vermittelt zum gleich breiten und hohen Chor, der eineinhalb Joche und einen 5/8-Schluss aufweist. Die Springrautengewölbe fu­ßen hier in spitzen bzw. profilierten Konsolen.

Beachtenswert ist der Bestand an Wand­malereien, die bei der Renovierung 1974/75 gefunden und anschließend freigelegt wurden, so etwa einige spät­mittelalterliche Weihekreuze.

Im Langhaus trägt eine Gewölbekappe spätgotische Ranken und charakteri­siert den Kirchenraum somit als Eben­bild des Paradiesesgartens.

Bild: Blick zum Hochaltar (rechts) und Wand­fresko (links)

Im ersten großen Joch von Westen ist das Fragment einer spätgotischen Figurengruppe (wohl Mitte des 15. Jahrhunderts) mit dem Kirchenpatron (?) zu sehen. Bei der Szene im zweiten Joch (spätes 16. Jahrhundert), durch den Ausbruch eines barocken Fensters schwer beschädigt, könnte es sich um die Aussendung bzw. den Abschied der Apostel handeln.

An der Chornordwand ist der Erzengel Michael mit schöner Renaissance-Umrahmung (Ende des 16. Jahrhunderts) zu erkennen, an der nördlichen Schrägwand die hl. Anna Selbdritt (also Anna mit ihrer Tochter Maria und ihrem Enkelkind Jesus) mit rahmender Säulenarchitektur (1. H. 17. Jahr­hundert). Die Wappenscheibe darunter erinnert wohl an Erzbischof Johann Jakob Kuen-Belasy und dürfte um 1580 entstanden sein.


Einrichtung

Der Hochaltar hat noch die mittelalterliche gemauerte Blockmensa, die 1903 ein Marmorantependium (Fa. Gollackner) vorgeblendet bekam. Darüber erhebt sich das neugotische Flügelretabel, das JOHANN RIPPER 1903 gefertigt hat; die Flügelbilder schuf JOSEF GOLD, die zwei Assistenzfiguren FRANZ FAVELLO. Die einfache Predella enthält Blendarkaden mit reicher Rankenbekrönung. Im Schrein ist in der Mitte die Muttergottes mit dem Jesuskind dargestellt, die Kopie der ursprünglich hier aufgestellten goti­schen Figur, die 1968 gestohlen wurde. Rechts wird sie flankiert vom Kirchenpatron Jakobus, links von dessen Bruder Johannes.

Die Berufung dieser beiden zum Apostelamt (Mk 1, 19-20) zeigt das linke Flügelbild, rechts ist zu sehen, wie Jakobus auf dem Weg zu seiner Hinrichtung vor der Stadtkulisse von Jerusalem einem Neubekehrten die Taufe spendet. Den oberen Abschluss bildet die Hl.-Geist-Taube.

Volksaltar und Ambo hat FRIEDRICH KOLLER 1992 aus hellem Kalkstein gearbeitet und für die Stirnseiten die Attribute des Kirchenpatrons, die Pilgermuschel bzw. den Wanderstab mit Wasserflasche, als gestalterisches Motiv verwendet.

Die neugotische Kanzel erhebt sich über einer Art Bündelpfeiler und zeigt an den Seiten des Korbes die vier Evangelistensymbole (Engel/Matthäus; Löwe/Markus; Stier/Lukas; Adler/Johannes).

Zur weiteren Ausstattung des Kirchleins gehören noch die kleine Orgel (um 1900), die zwei barocken Prozessionslaternen (um 1730) sowie in einer Nische in der Südwand die Statue des hl. Jakobus (2. D. 18. Jahrhundert), die durch ihre bewegte Gestaltung besticht. Im Turm hängt eine Glocke aus dem Jahr 1544, gegossen von Hans Zöchengruber, mit der Inschrift: „Jesus nazarenus ein Kunig der Juten erparm dich über uns".