Baugeschichte:
788 wird in der bereits erwähnten „Notitia Arnonis“ eine Kirche erwähnt. Funde aus dieser Zeit sind aber – nicht zuletzt auch infolge der mehrmaligen Brände des Ortes und der Pfarrkirche - recht spärlich. Gesichert ist ein Neu- bzw. Umbau aus dem Jahre 1681/82. Bereits im Jahre 1703 fiel die Kirche infolge Kriegshandlung (Spanischer Erbfolgekrieg) einem Brand zum Opfer. Nach dem mühevollen Aufbau der armen Pfarrgemeinde brannte das Gotteshaus mitsamt dem ganzen Dorfe in den Wirren des Tiroler Freiheitskampfes 1809 abermals ab. Der Wiederaufbau zog sich durch etwa 20 Jahre hin und konnte erst 1828 abgeschlossen werden. Damals erhielt die Pfarrkirche ihr heutiges Aussehen.
Das Äussere:
Die Kirche ist nach außen ein einfacher Bau. Das dreijochige Schiff und der zweijochige Chor sind von flachen Pilastern mit toskanischen Kapitellen leicht gegliedert. Der Turm steht nach Salzburger Vorbild in der Mitte der Westfront. Das Mauerwerk des Turmes, der von einem Zwiebelhelm gekrönt wird, stammt im Wesentlichen noch aus der barocken Bauphase 1681/82 bzw. 1735. Die ursprünglich links und rechts der Westportale - jetzt in der Vorhalle - angebrachten Grabsteine der Erler Pfarrherren Johann Sätreich (+ 1458) und Georg Rieder (+ 1614) sind qualitätsvolle spätgotische Werke aus dieser Zeit. Am Fuß des Turmes sind die anlässlich der Grabungen gefundenen römischen Spolien und der bereits genannte Mithrasstein eingemauert.
Das Innere und die Ausstattung:
Die einheitliche Einrichtung der Kirche stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Neben dem Hochaltar (zu Ehren des hl. Apostels Andreas) befinden sich noch zwei Seitenältäre (rechts zu Ehren der Gottesmutter, links zu Ehren Johannes des Täufers). Die Altäre stammen alle aus der Werkstatt des Sebastian Anton Defregger aus Kufstein. Der Hochaltar nimmt die ganze Breite des Chores ein, zwischen den vier freistehenden Säulen befinden sich die Statuen der beiden Diözesanpatrone Rupert und Virgil. Das Altarbild von Sebastian Regauer ist ein qualitätsvolles Werk mit der Darstellung des Martyriums und der Glorie des hl. Apostels Andreas, des Kirchenpatrons unserer Pfarrkirche. Das Gnadenbild von Erl, eine bekrönte Kopie des berühmten Marienbildes von Lucas Cranach im Dom zu St. Jakob in Innsbruck, steht als Aufsatzbild über dem Tabernakel. Zu diesem Gnadenbild gab es bis zum Jahre 1703 (dem Brand anlässlich des Spanischen Erbfolgekrieges) eine blühende Wallfahrt. Die Deckengemälde im Kirchenschiff werden ebenso wie die Medaillons der vier Evangelisten über den Fenstern Franz Altmutter (1786 – 1817) zugeschrieben. Das große Kreuz mit der Schmerzensmutter, rechts zwischen den beiden Fenstern, stammt vom Kufsteiner Bildhauer Kaspar Bichler. Die Kanzel, die sich gut in die übrige Ausstattung einfügt, ist ein seltenes Beispiel des Übergangsstiles vom Spätbarock zum Klassizismus. Die Orgel wurde im Jahre 1974 eingebaut und im Jahre 1980 anlässlich der Restaurierung der Kirche zur übrigen Ausstattung passend gefasst.
Erl, die weit über die Grenzen Tirols hinaus bekannte Passionsspielgemeinde, ist uralter Kulturboden. Seit den Grabungen anlässlich der Kirchenrenovierung im Jahre 1980 haben wir die Gewissheit, dass die römische Besiedelung auf das frühe 3. Jahrhundert zurückgeht. Der Fund des sogenannten MITHRASSTEINES mit der fragmentierten Weiheinschrift „DIM PRO SALUTE“ („dem unbesiegbaren Gott Mithras zum Heil...“) weist auf das Bestehen einer Mithrasgemeinde in der 1. Hälfte das 3. Jahrhunderts hin. Für die Kontinuität einer frühen Besiedelung und das Vorhandensein einer Kultstätte an derselben Stelle spricht neben dem alten Patrozinium des hl. Apostels Andreas auch der Umstand, dass Erl als Taufkirche bereits im Güterverzeichnis der „Notitia Arnonis“ des Salzburger Erzbischofs Arno im Jahre 788 unter der Bezeichnung „ad oriano montem similiter“ genannt wird. Aus diesem Oriano wurde schließlich in weiterer Folge Orilan, Oerel, Orel und Erl. 1504 kam das Gebiet mit dem gesamten Landgericht Kufstein zu Tirol und ist seitdem Grenzort zu Bayern. Bis zum Jahre 1812 gehörte Nussdorf jenseits der Grenze noch zur Pfarre Erl.