Die Christen feiern zu Weihnachten, dass Gott in seinem Sohn Jesus Mensch geworden ist, dass er durch ihn ganz und gar im Menschen gegenwärtig geworden ist. Eines der Urbedürfnisse des menschlichen Herzens ist das Verlangen nach Annahme, Wertschätzung und Anerkennung. Jeder Mensch sehnt sich danach, bejaht zu werden, so wie er ist, geschätzt zu werden, als wertvoll wahrgenommen zu werden. Indem Gott selbst Mensch geworden ist, bekennen die Christen, dass jeder Mensch göttliche Würde und Wert hat.
In Jesus hat Gottes Liebe zu den Menschen Gestalt angenommen, hat gewissermaßen „Hand und Fuß“ bekommen. Wenn die Christen also zu Weihnachten die Geburt Gottes in Jesus feiern, dann feiern sie das mit, was Gott uns durch Jesus mitgeteilt hat. Im Leben Jesu lüftet sich Gottes Geheimnis, mit Jesu Händen berührt Gott die Welt, im Kind aus Bethlehem und dem Mann aus Nazareth wird Gottes Wille konkret fassbar.
Das Wort Weihnachten selbst kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet: „Ze wihen nahten" – „in der Heiligen Nacht".
Die Geburt ist seit Urbeginn der Menschheit als religiöses Ereignis gedeutet worden, als Berührung von Himmel und Erde. Nur wenige Ereignisse im Leben eines Menschen besitzen eine solche Qualität wie die Geburt eines Kindes. Jedes Mal ereignet sich damit ein Neubeginn des Lebens und der Geschichte. Mit diesem Ereignis verknüpft sich ein Traum des Menschen, dass die Menschwerdung gegen die Zeiten der Unmenschlichkeit Oberhand gewinnt, dass ein Mensch das Licht der Welt erblickt, in dem uns die Barmherzigkeit und Güte Gottes anlacht. Der theologische Kern von Weihnachten ist diese Menschwerdung Gottes.
Seit dem vierten Jahrhundert feiern Christen Weihnachten als Fest der Ankunft ihres Erlösers in der Geschichte der Menschheit. In der Westkirche legte man das Fest deshalb auf den 25. Dezember, weil zur Zeit der Wintersonnenwende an diesem Tag in Rom bereits das Fest des "sol invictus" - des unbesiegten Sonnengottes - gefeiert wurde.
Die in den Wintertagen prägende Lichtsymbolik wurde mit Jesus Christus verbunden. Jesus ist als Erlöser das Licht, das in die Dunkelheit der Welt kommt.
Kein anderes Fest im Kirchenjahr wird aufwändiger gefeiert. Mit keinem anderen Fest im Kirchenjahr verbinden sich so viele Emotionen. Weihnachtliche Klänge, besondere Düfte, festliche Gottesdienste, geschmückte Christbäume, das Friedenslicht von Betlehem, Familienfeiern.
Vielleicht hat das mit der Geburt des Kindes zu tun. Jede Geburt - das wissen alle Mütter und Väter - verbindet Himmel und Erde, markiert den Beginn von etwas ganz Neuem.
Dass dem Heiligen Abend in unseren Breiten eine so große Bedeutung zukommt, hat seinen Hintergrund im jüdischen Verständnis des Tagesablaufes, in dem der neue Tag bereits in der Dämmerung des Vorabends beginnt. Deshalb werden die Weihnachtsgottesdienste auch in der Nacht von 24. auf 25. Dezember gefeiert. Diese Nacht wird durch die Geburt Christi zur gesegneten nacht, zur "Weih-Nacht".
In den Weihnachtsgeschichten der Evangelien, die wohl zu den meistgelesenen Bibelstellen gehören, finden wir viele Motive aus dem Alten Testament wieder (Messias, Sohn Gottes, Kind als Retter). Jesus Christus wird uns als Messias, als Retter vorgestellt - allerdings mit einer endgültigen Perspektive: Die Welt wird in die Sphäre Gottes mit hineingenommen, denn Gott kommt im Menschen Jesus von Nazareth mitten in der Realität unserer Erde an. Der Evangelist Johannes beschreibt das mit starken Worten: "und das Wort ist Fleisch geworden, und hat unter uns gewohnt." (Joh 1,14)
(Quelle: www.dioezese-linz.at/was-feiern-wir-an-weihanchten)